Eine Gruppe von Verbrechern, ein beeindruckender Schatz und ein minutiöser Plan mit riskanten Hindernissen – Heist-Movies sind ein gern gesehenes Genre unter den Kinozuschauern.

Doch was steckt noch hinter dem Genre Heist-Movie?

Ich habe mich in meiner Facharbeit „Klatretøsen – Die Wirkung und Bedeutung der Genrehybridisierung von Kinderfilm, Actionfilm und Heist-Movie“ genauer mit dem Genre Heist-Movie auseinander gesetzt und die wichtigsten Aspekte des Genres zusammengefasst.

Heist-Movie

Heist-Movie (von engl. heist: „Raubüberfall“) ist ein umgangssprachlicher Ausdruck des amerikanischen Englisch für Filme[1] in denen „die Darstellung eines minutiös geplanten und spektakulär durchgeführten Einbruchs durch eine Gruppe spezialisierter Krimineller […] [im Zentrum der Handlung steht]. Ein gut abgesicherter Schatz soll geraubt werden und dabei sind viele technische Hürden zu meistern.“[2]

Das Filmgenre Heist-Movie wird zur Gruppe der Thriller gezählt. Typische Vertreter des Genres sind Du rififi chez les hommes (1955), Ocean’s Eleven (2001) oder The Italian Job (2003).

Jochen Venus nennt in seinem Buch „Spielformen im Spielfilm: Zur Medienmorphologie des Kinos nach der Postmoderne“ unterschiedliche Eigenschaften, die das Genre Heist-Movie charakterisieren:

Eine wesentliche Eigenschaft ist die Darstellung einer Gruppenfigur. Bereits „in den 1950er Jahren […] [bildete sich] mit dem Heist-Movie das klassische Genre der Gruppenfigur.“[2] Diese bildet sich durch die Gesamtheit und dem Zusammenwirken der Fähigkeiten der einzelnen Protagonisten. Typisch für Heist-Movies ist eine Gruppe aus Spezialisten, in welcher der Einzelne besondere Fähigkeiten aufweist. Oft kommt es während des Handlungsverlaufs zu Spannungen innerhalb der Gruppe, die das Scheitern des gesamten Vorhabens bedeuten können.

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Eine weitere Besonderheit des Heist-Movies ist hier die Abhebung der gegenwärtigen Reflexivität von der grundsätzlichen Spielaffinität massenattraktiven Erzählens.[2] Obwohl die Hauptfiguren in einem Heist-Movie meistens gegen das Gesetz verstoßen, sind sie Sympathieträger des Films. Oft versteht der Zuschauer ihre Motive und kann mit ihnen mitfühlen. Durch diese besondere Spielform in der erzählerischen Konstruktion steigert sich die narrative Prägnanz im Heist-Movie.[2]

Eine weitere wesentliche Eigenschaft des Genres ist die schnelle Etablierung des angestrebten Ziels und die ausführliche Darstellung des Plans. „Die Art und die Anordnung der Hürden, die es zu überwinden gilt, werden in Form einer Instruktionsszene erläutert, so dass das Filmpublikum den Spielfortschritt im Laufe des Films gut beobachten kann.“[2]

Diese ausführliche Darstellung der Planung gilt als „eine entscheidende Erzählsequenz, die in kaum einem Heist-Movie ausgelassen wird.“[2]
Neben der besonderen Hervorhebung der Planung und Vorbereitung steht vor allem die eigentliche Ausführung und die Überwindung bekannter und unbekannter Hindernisse im Mittelpunkt der Geschichte: „Das Faszinationszentrum des Heist-Movies ist […] die Inszenierung der Gruppenfigur in Aktion, der eigentliche Raub.[2] Dabei stellt das Zusammenwirken der besonderen Fähigkeiten der handelnden Figuren, vor allem nach der detaillierten Beschreibung der geplanten Handlung, den besonderen Reiz für den Zuschauer dar.

Da sich der Zuschauer auf die Hindernisse vorbereitet fühlt, erhöht sich die Spannung und konzentriert sich auf den Augenblick der Umsetzung. Unvorhergesehene Ereignisse werden emotionaler wahrgenommen.

Das klassische Thema des Heist-Movies ist die Infragestellung der gesellschaftlichen Ordnung. Dabei spielt das Genre mit den moralischen Vorstellungen der Zuschauer und wirft Fragen über die Hoheit der gesellschaftlichen Ordnung auf.

(Text: Negenborn, Daniel: Klatretøsen – Die Wirkung und Bedeutung der Genrehybridisierung von Kinderfilm, Actionfilm und Heist-Movie, Facharbeit vom 15.04.2016 | Artikelbild: © Lutz Stallknecht  / pixelio.de)


[1] Kaczmarek, Ludger: heist movie. http://www.filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=6608 (Zugriff: 05.04.2016).
[2] Leschke, Rainer / Venus, Jochen (Hrsg.): Spielformen im Spielfilm: Zur Medienmorphologie des Kinos nach der Postmoderne. transcript Verlag. Bielefeld 2007, S. 301-317.

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