Komik, Unterhaltung und Phantasie sind nur einige typische Elemente des Kinderfilms. Das Genre gibt es in Deutschland schon seit dem frühen 20. Jahrhundert. Doch wodurch hebt sich der Kinderfilm von den übrigen Genres ab?

Ich habe mich in der Facharbeit „Klatretøsen – Die Wirkung und Bedeutung der Genrehybridisierung von Kinderfilm, Actionfilm und Heist-Movie“ mit dem Genre Kinderfilm beschäftigt und die grundlegensten Elemente des Genres aufgezählt.

Der Kinderfilm

Als Kinderfilme bezeichnet man Filme, die sich gezielt an Kinder und Jugendliche richten. Die Inhalte und Thematiken innerhalb des Genres können stark variieren, jedoch wird ihre Darstellung und Präsentation an die junge Zielgruppe angepasst.

Das Genre entwickelte sich in Deutschland erst mit den Arbeiten der Pionierin Lotte Reiniger ab 1919. Einer der ersten deutschen Spielfilme für Kinder war Emil und die Detektive (1931). Seit der Entwicklung des Genres in den vergangenen Jahrzehnten tritt der Kinderfilm in „einem sich beständig erweiternden, lebendigen Medienverbund auf. Er knüpft an Traditionen anderer Medien an […] und er selbst stößt neue Produktionen an […].“[1]

Das Institut für angewandte Kindermedienforschung in Stuttgart[2] nennt als Ziele des Kinderfilms Unterhaltung, die Anregung der Fantasie, das Vermitteln von Wissen und die Erweiterung des Horizonts.

Ein wesentliches Merkmal des Genres ist das erhöhte Bedürfnis der Zielgruppe nach Identifikation. Kinder benötigen, noch stärker als Erwachsene, eine Identifikationsfigur. „Daher sind [die] Hauptfiguren oft Kinder, junge Menschen oder anthropomorphisierte (= vermenschlichte) Tiere.“[2]

In „Reclams Lexikon des Films“ [3] werden weitere Charakteristika und Eigenschaften des Genres genannt: Eine genretypische Eigenschaft ist die Hybridisierung von spannenden und komischen Elementen, die die primären Motive der kindlichen Zuschauer bilden.[1] Zudem enthalten viele Kinderfilme übernatürliche und phantastische Elemente. „[…] Das Erzähluniversum des Kinderfilms ist viel weniger auf ein realistisches oder durch Genrevorgaben reguliertes Wirklichkeitsprinzip festgelegt. Pippi Langstrumpf hat übermenschliche Fähigkeiten, Alice (im Wunderland) bewegt sich in einem ganz und gar allegorischen Zauberuniversum und eine Figur wie Pan Tau lebt außerhalb jeder empirischen Realität.“[1]

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Ein weiterer inhaltlicher Aspekt des Genres ist der Umgang mit den Problemen und Herausforderungen im Kindesalter. Nach Claudia Wegener nehmen Kinderfilme zwar einerseits ein Bild der Kindheit auf, doch andererseits zeichnen sie zugleich ein Bild des Aufwachsens, das Maßstäbe für den Umgang mit Heranwachsenden setzen kann.[4] Kinderfilme sind dabei oft nicht nur für Kinder gedacht.

Sie zeigen ein Bild des „kindlichen Seins“ und stellen damit die Besonderheiten dieses Lebensabschnitts heraus. Es geht nicht nur um Spaß, Action oder Unterhaltung. „Vielmehr geht es darum, die besonderen Erfahrungen und Perspektiven der Kinder im Spielfilm zur Geltung zu bringen.“[1]

(Text: Negenborn, Daniel: Klatretøsen – Die Wirkung und Bedeutung der Genrehybridisierung von Kinderfilm, Actionfilm und Heist-Movie, Facharbeit vom 15.04.2016 | Artikelbild: © dolgachov / photodune.net)


[1] Koebner, Thomas (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Films. 2. Auflage, Reclam. Stuttgart 2007, S. 343-346.
[2] Institut für angewandte Kindermedienforschung: Definition des Kinderfilms. Online Publikation: http://www.ifak-kindermedien.de/ifak/medientipps/filme/ueberblick/definition (Zugriff: 10.04.2016)
[3] Leschke, Rainer & Venus, Jochen (Hrsg.): Spielformen im Spielfilm: Zur Medienmorphologie des Kinos nach der Postmoderne. transcript Verlag. Bielefeld 2007.
[4] T. Schick, T. Ebbrecht (Hrsg.): Kino in Bewegung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden 2011, S. 121.

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