Die Filmdramaturgie befasst sich mit dem Ablauf und der Struktur einer Geschichte für das Medium Film. Der Autor John Vorhaus hat dazu in seinem Buch ‚Handwerk Humor‘ die wesentlichen neun Punkte des dramaturgischen Ablaufs einer Geschichte verfasst. Auch wenn sich diese Punkte hauptsächlich auf Komödien beziehen, lassen sich diese neun Schritte ebenso auf den dramaturgischen Aufbau von Filmen und Büchern übertragen.

In diesem Artikel werden ebendiese neun wesentlichen Schritte für die Dramaturgie im Spielfilm aufgeführt und erklärt.

Filmdramaturgie in 9 einfachen Schritten

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Neben den bekanntesten Dramaturgie-Modellen, wie dem 3-Akt-Modell (Syd Field) und dem 5-Akter (Gustav Freytag), gibt es unzählige Darstellungen und Modelle für den dramaturgischen Aufbau einer Geschichte. Der grundsätzliche Ablauf ist aber immer sehr ähnlich.

Der Autor John Vorhaus unterteilte den allgemeinen Ablauf in neun einzelne Schritte und fasste sie in seinem Buch Handwerk Humor* (Originaltitel: ‚The Comic Toolbox, How To Be Funny Even If You’re Not‘) zusammen. Diese Schritte sind ein guter Leitfaden für den Ablauf einer Geschichte und lassen sich auf die meisten Stories anwenden.

Wie lang und ausführlich die einzelnen Schritte dargestellt werden sollen, ist nicht allgemeingültig festgelegt und kann von Film zu Film unterschiedlich sein.

1. Wer ist die Hauptfigur?

Im ersten Schritt geht es um die Vorstellung des Hauptcharakters in seinem gewohnten Umfeld. Die Zuschauer sollen direkt zu Beginn des Films die wesentlichen Informationen über das äußerliche Erscheinungsbild, die Vergangenheit und das aktuelle Leben der Hauptfigur erhalten.

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2. Was will die Hauptfigur?

Im nächsten Schritt geht es darum, das innerliche und äußerliche Bedürfnis des Charakters darzustellen. Was genau will die Hauptfigur und was ist ihre Motivation dieses Ziel zu erreichen? Diese Punkte sollten generell am Anfang einer jeden Geschichte klar verdeutlicht werden, um die spätere Reaktion der Hauptfigur nachvollziehen zu können.

3. Die Tür geht auf.

Nachdem die Hauptfigur und ihr Bedürfnis vorgestellt wurden, kommt es zu dem ersten konflikt-auslösenden Moment. Dabei gibt es meistens ein Problem, eine Veränderung oder eine neue Möglichkeit, aus welchem sich später das Hauptproblem bzw. der Hauptkonflikt ergibt.

Es gilt: Je höher die Chance auf Gewinn und je höher das Risiko etwas zu verlieren, desto spannender wird die Geschichte.

4. Die Hauptfigur meistert die Lage.

In vierten Schritt geht es um die oberflächliche Befriedigung des äußeren Bedürfnisses. Der Hauptcharakter möchte sich dem Problem nicht richtig stellen und versucht alles, um sein gewohntes Leben beizubehalten. Dabei findet der Protagonist zunächst eine oberflächliche Lösung, um das Problem fürs Erste zu beseitigen.

5. Ein Knüppel kommt geflogen.

Im fünften Schritt passiert dann das Unabwendbare: Eine Katastrophe bzw. ein großes Ereignis tritt ein. Die Hauptfigur hat nun keine Möglichkeit mehr, sich dem Problem zu entziehen und es oberflächlich zu lösen. Der Hauptcharakter muss sich dem Problem stellen.

Dabei kollidiert das äußere Bedürfnis des Charakters mit dem inneren Bedürfnis. Das heißt, dass sich das äußere Ziel nun von dem inneren Ziel (Bedürfnis oder Konflikt) unterscheidet. Zum Beispiel, wenn ein Pazifist sein Ziel nur mit Gewalt erreichen kann. Es geschieht nicht selten, dass sich das innere Bedürfnis des Charakters verändert – es gibt eine Loyalitätenverschiebung.

6. Alles fällt auseinander.

Das Problem wird immer „schlimmer“. Die Hauptfigur beginnt langsam zu verzweifeln, während alles langsam auseinander fällt.

Oft kommt es zu einem Kampf oder einer Auseinandersetzung, bei dem die Hauptfigur etwas verliert – dies kann ein Gegenstand sein, der eigene Mut oder sogar ein geliebter Mensch. Dabei steht die Auseinandersetzung der Hauptfigur mit dem Hauptkonflikt im Vordergrund.

7. Die Hauptfigur erreicht den Tiefpunkt.

Nun ist es soweit, der Moment der Wahrheit ist gekommen, alles scheint verloren und die Hauptfigur muss eine Entscheidung treffen: Gibt sie auf oder möchte sie, trotz schlechter Chancen, bis zum bitteren Ende kämpfen?

An diesem Punkt lernt die Hauptfigur viel über sich selbst. Dadurch, dass sie ihren größten Ängsten gegenüber steht (innerlicher und äußerlicher Konflikt) verändern sich häufig die Motive und die Ansichten der Hauptfigur.

8. Die Hauptfigur riskiert alles.

Jetzt kommt es zum großen Kampf, zum finalen Showdown: Die Hauptfigur hat sich entschieden und möchte (natürlich) kämpfen. Dabei riskiert sie oft alles, sogar das eigene Leben.

In diesem großen finalen Showdown stellt sich die Hauptfigur ihren Ängsten und versucht sowohl den großen äußeren Konflikt, wie auch den inneren Konflikt zu ihren Gunsten zu lösen.

9. Was kriegt die Hauptfigur?

Im letzten Schritt geht es um die Darstellung des Endes der Geschichte. Dabei spielt es keine Rolle wie der Film endet – Happy End, Katastrophe, Katharsis, offenes Ende – es gibt viele Möglichkeiten, eine Geschichte zum Abschluss zu führen.

Für welches Ende man sich entscheidet, ist jedem Filmemacher selbst überlassen. Wichtig ist nur, dass die wesentlichen Fragen, Konflikte und Probleme geklärt sind, die innerhalb der Geschichte auftauchten.

Fazit

Die oben aufgeführten neun Schritte aus Handwerk Humor* (John Vorhaus) verdeutlichen gut den dramaturgischen Aufbau einer jeden Geschichte.

Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Komödie, einen Actionstreifen oder einen Roman handelt – diese neun Schritte gelten allgemein für den einfachen dramaturgischen Aufbau einer Geschichte.

Weitere Informationen zur Filmdramaturgie gibt es u.a. bei Wikipedia.

Quelle: Vorhaus, John: „Handwerk Humor“ (Originaltitel: ‚The Comic Toolbox, How To Be Funny Even If You’re Not‘). Frankfurt am Main: Zweitausendeins 2001.


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Artikelbild: © kvkirillov / photodune.net

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