Der Dokumentarfilm ist eines der fassettenreichsten Genres die es gibt. Für Filmmacher ist das Verantwortung und Motivation zugleich. Die Frische und Unmittelbarkeit, die in der Betrachtung der Realität liegt, hat auch in Zeiten des Internets und der Vielfalt der Medien nichts von seiner Kraft eingebüßt.

Die Idee einer Filmdokumentation ist es, die Realität zu beschreiben. Hierbei sollte man allerdings nicht nur die Kamera darauf halten und dann denken, es wird schon. Die Vorbereitung ist genauso wichtig wie in einem fiktionalen Film. Wir zeigen dir 5 Tipps für deine erste Dokumentation.

1. Beginne mit der Planung

Recherche gründlich zu deinem Projekt. Lasse dich allerdings auch darauf ein, flexibel zu sein. Denn du kannst auch noch später entscheiden, was du von dem Material in der Dokumentation haben möchtest.

Interviewpartner helfen dem Zuschauer Informationen von einer vertrauenswürdigen Quelle zu erhalten. Suche passende Partner und plane kritische Fragen. Stelle dabei mehr Fragen als du um bedingt benötigst. Du wirst dich wunder, welche Antworten du bekommst.

Wenn du vor Ort drehen möchtest, sorge um bedingt dafür, die benötigten Genehmigungen oder Rechte einzuholen.

Bei einer Dokumentation ist es schwer, vorher zu planen, wie viel Zeit du benötigst. Hab also möglichst viel freie Zeit zur Verfügung.

Musik spielt oft eine Rolle, daher sollte man schon in der Vorbereitung die Musik einplanen, die Rechte kaufen oder gegebenfalls die Musik selbst aufnehmen. Übrigens: Dieser Artikel kann dir helfen, wenn du kostenlose bzw. kostengünstige gemafreie Musik suchst.

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2. Beachte Objektivität und Fairness

Die Idee der meisten Dokumentarfilme ist es, das wirkliche menschliche Leben, so wie es ist, möglichst nah einzufangen.

Das wichtigste Ziel dabei sollte sein, das Thema von allen Seiten zu beleuchten. Lasse dazu alle Beteiligten (auch Kritiker) zu Wort kommen. Das oberste Ziel eines jeden Dokumentarfilmers sollte immer diese „objektive Berichterstattung“ sein, das heißt ein Thema von allen Seiten zu beleuchten und alle Beteiligten gleichberechtigt zu Wort kommen zu lassen.

Du musst immer entscheiden, was du zeigst und wie du es präsentierst. Du wirst aus mehreren Perspektiven, Winkeln und ebenso aus unterschiedlichen Arten des Erzählens, der Ästhetik, Bearbeitung sowie verschiedenen Menschen/Gegenständen/Tieren wählen müssen. Ein Dokumentarist drückt dabei seinem Film immer seinen persönlichen Stempel auf, das lässt sich nicht verhindern.

Wichtig: Die Behauptungen beider Seiten sollten nicht nur gegenüber gestellt, sondern auch durch eigene Nachforschungen überprüft werden. Ein Beitrag, der absichtlich die Unwahrheit zeigt, ist unnötig und schadet ebenso dem eigenen Ansehen.

3. Nutze alle Elemente einer Dokumentation

Jede Dokumentation besteht aus einem oder mehreren der folgenden Elemente:

Bildmaterial
Interviews
Umfrage
Archivmaterial
Fakten (können in grafischer oder anderer Form präsentiert werden …)
Erzählung (Begleitkommentar)
Fiktion oder animierten Sequenzen, die reale Ereignisse nachempfinden oder erklären.

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4. Mache gute Interviews

Das Wichtigste am Interview sind die Vorarbeiten. Man sollte über das Thema des Interviews sehr gut informiert sein, um intelligente Fragen stellen zu können und spontan auf unerwartete Antworten reagieren zu können.

Man sollte nicht nach etwas fragen, was sowieso jeder weiß, sondern sich wirklich interessante Fragen ausdenken.
Interview-Fragen sollten relativ kurz und direkt sein.
Interview Fragen sollten offene Fragen sein, die nicht mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten sind.
Falsch wäre zu fragen: „Sie haben das Spiel verloren, ärgert Sie das?“
Besser ist die Frage: „Was werden Sie jetzt tun, nachdem Sie das Spiel verloren haben?“

5. Entscheide dich: Inszenierung vs. Objektivität

Es gibt verschiedene Arten einen Dokumentarfilm zu filmen:

Direct Cinema:

Dieser Ansatz besagt, dass die Kamera nur beobachten darf und nicht in das aktive Geschehen eingreifen darf. Hierdurch sollten die Protagonisten möglichst „natürlich“ wirken. Diese Form der Doku wirkt besonders authentisch.

Cinema Verita:

Hierbei darf die Kamera präsent sein, der Regisseur darf in das Geschehen eingreifen. Er darf also typische Ereignisse, die während des Films eintreten sollen, auch inszenieren. Der Hinweis „nachgestellt“ oder eine grafische Unterscheidung von der übrigen Doku sorgt dafür, dass der Zuschauer transparent hierüber informiert wird.

Negativbeispiel:

Lovemobil ist ein 2019 veröffentlichter Film über den Alltag zweier Prostituierter, die ihre Dienste in einem Wohnmobil in der niedersächsischen Provinz anbieten. Der als Dokumentarfilm publizierte Film wurde mehrfach und international ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Dokumentarfilmpreis. Durch eine Recherche der NDR-Redaktion STRG_F wurde öffentlich bekannt, dass nahezu alle Protagonisten von Darstellern verkörpert und weite Teile der Handlung inszeniert worden waren. Ein Super-Beispiel, wie man es nicht machen sollte.

Fazit

Ein Dokumentarfilm kann verschiedene Ansätze haben, allerdings ist es vor allem wichtig, sich mit dem klassischen Aufbau und der Planung zu beschäftigen. Dem Zuschauer sollte transparent aufgezeigt werden, wenn Teile der Doku inszeniert sind.

Und man sollte nie vergessen: Jede Münze hat zwei Seiten. Und erst wenn man beide Seiten zeigt, ist es wirklich möglich, eine objektive Dokumentation zu machen.

Viel Erfolg bei deiner ersten Doku!

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