Licht ist eines der wichtigsten Dinge bei der Bildgestaltung – ganz gleich ob beim Filmemachen oder Fotografieren. Mit Licht erzeugt man Atmosphäre, gestaltet Bilder und vermittelt Stimmung. Doch um jemanden ins richtige Licht zu setzten, gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Besonders für Anfänger erscheint die Aufgabe „Licht setzen“ nicht immer leicht.
Deswegen ist es besonders wichtig, die Grundlagen der Lichtsetzung zu kennen – Die 3-Punkt-Beleuchtung. Denn wer sie korrekt beherrscht, kann bereits mit wenigen Lichtquellen gute Ergebnisse erzielen, Atmosphäre und Spannung erzeugen und fesselnde Bilder kreieren.
Inhaltsverzeichnis
• Videotutorial: 3-Punkt Beleuchtung
• Das Führungslicht
• Die Aufhellung (Fülllicht)
• Das Spitzlicht (Kante)
• Regeln sind dazu da, um sie zu brechen!
• Zusammenfassung
Die Grundlagen der Lichtsetzung
Viele Anfänger im Filmbereich denken, dass eine gute Beleuchtung etwas mit Helligkeit zu tun hat, doch das täuscht – Das genaue Gegenteil ist der Fall!
Zu einer guten Beleuchtung gehört nicht nur Licht und Helligkeit, sondern eben auch Schatten und Dunkelheit. Denn erst durch das Spiel von Licht und Schatten entstehen unverwechselbare atmosphärische Bilder.
Die 3-Punkt-Beleuchtung – Ein Erklärfilm zum Thema Licht
Im Rahmen meiner Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton habe ich einen Erklärfilm zum Thema 3-Punkt-Beleuchtung gedreht. Das Video erklärt die grundlegendsten Aspekte der Lichtsetzung. Im anschließenden Artikel befasse ich mich genauer mit den einzelnen Elementen der 3-Punkt-Beleuchtung.
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Das Führungslicht
Das Führungslicht ist das Hauptlicht der Ausleuchtung. Es ist damit das stärkste und wichtigste Licht innerhalb einer Szene und legt die Richtung fest, aus der das eigentliche Licht kommt. Diese Richtung nennt man „Beleuchtungswinkel“.
Position
Der Beleuchtungswinkel, also die Richtung aus der das Führungslicht kommt, ist abhängig von der Position der Kamera. Das heißt konkret, dass zuerst die Position der Kamera feststehen sollte, um die Ausleuchtung richtig durchzuführen.
Das Führungslicht steht in einem Winkel von etwa 45 Grad neben der Kamera. Außerdem wird das Führungslicht leicht von oben gesetzt, da auch natürliches Licht, wie die Sonne, immer von oben kommt.
Ein Beispiel:
Bei einem Interview bzw. der Nahaufnahme einer Person wird der Lichtschein auf die kameraabgewandte Seite des Gesichts so gesetzt, dass der Nasenschatten schräg nach unten fällt. Dadurch wird die dreidimensionale Struktur des Gesichts verstärkt und ein natürlicher Lichtwinkel erzeugt. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die Lichtqualität nicht zu hart ist. Ein weicheres Licht kann man mit Folien wie „Frostfolie“ erzeugen.
Achtung!
Wird das Führungslicht zu hoch oder zu niedrig gesetzt, wirkt die Ausleuchtung unnormal. Dasselbe gilt, wenn man das Führungslicht auf die kamerazugewandte Seite des Gesichts setzt. Auch hier verliert man Tiefe und die dreidimensionale Struktur im Bild. Übrigens: Sitzt eine Person frontal zur Kamera, ist die kameraabgewandte Seite des Gesichts die Seite, auf der mehr Platz bis zum Bildrand ist.
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Die Aufhellung (Fülllicht)
Die Aufhellung ist ein wesentliches Element innerhalb der 3-Punkt-Beleuchtung. Sie dient hauptsächlich zur Reduzierung der Schatten, welche durch das Führungslicht entstehen.
Aus diesem Grund ist die Aufhellung meistens ein sehr weiches Licht, welches zwar deutlich schwächer ist als das Führungslicht (um der Führung nicht ihre Dominanz zu nehmen) aber dennoch hell genug, um die dunklen Bereiche aufzuhellen.
Das Verhältnis von Führungslicht und Fülllicht
Über das Verhältnis zwischen Führungslicht und Fülllicht gibt es ganz verschiedene und individuelle Ansichten. Während bei einer klassischen Interviewsituation meistens mit einem Verhältnis von 2:1 – 4:1 gearbeitet wird, findet man in Hollywoodfilmen sogar Verhältnisse von 8:1 und mehr. Bei der klassischen Interviewsituation bedeutet dies, dass die Aufhellung nur maximal halb so hell sein darf, wie das Führungslicht. Das entspricht bei den meisten Kameras ein Unterschied von etwa einer Blendenstufe. Das Verhältnis von 8:1 erhöht deutlich die Kontraste und sorgt für mehr Spannung im Bild.
Es gibt also deutliche Unterschiede im Bezug auf Situation, Drehort und Sinn und Zweck der Produktion. Doch Vorsicht: Grundsätzlich sollte das Verhältnis von 2:1 nicht unterschritten werden, da sich sonst das Objekt nicht mehr mit Licht modellieren lässt.
Postition
Um die dunklen Bereiche optimal aufzuhellen, wird die Aufhellung auf der anderen Seite der Kamera (dort wo die Schatten sind) in einem Winkel zwischen 15 – 60 Grad zur Kamera-Objekt-Achse positioniert.
Die indirekte Aufhellung
Um die Schatten des Führungslichts natürlich aufzuhellen, bietet es sich an, die Aufhellung indirekt zu setzen und dadurch ein noch weicheres Licht zu schaffen als es beispielweise mit Frostfolie möglich wäre. „Indirektes Licht“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Scheinwerfer nicht direkt auf die Schatten gerichtet wird, sondern weg vom Objekt auf eine Wand oder einen Reflektor, auf dem das Licht dann reflektiert und damit noch weicher, gleichmäßiger und unauffälliger wird. Eine gute Aufhellung sollte im fertigen Bild als selbstverständlich wahrgenommen werden und nicht offensichtlich als Lichtquelle erkennbar sein.
Das Spitzlicht (Kante)
Das Spitzlicht, auch Kante oder Gegenlicht genannt, ist das dritte Element in der 3-Punkt-Beleuchtung. Die Aufgabe des Spitzlichtes ist es, dass Objekt deutlicher vom Hintergrund abzuheben und damit den Vordergrund deutlicher vom Hintergrund zu trennen. Dadurch wird die dreidimensionale Struktur des Objekts deutlicher hervorgehoben und es entsteht gleichzeitig mehr Tiefe im Bild.
Bei einer klassischen Interviewsituation erzeugt das Spitzlicht einen leuchtenden Lichtkranz, der sich vom Hinterkopf bis zu der Schulterpartie erstreckt. Dabei wird natürlicherweise die Körperhälfte, wo sich das Spitzlicht befindet stärker beleuchtet, als die andere Körperseite.
Außerdem ist die Lichtqualität meistens direkt und hart, dass heißt es wird keine Folie oder indirektes Licht verwendet, um das Licht weicher zu machen. Sollte sich das Spitzlicht allerdings zu nahe an der Person befinden und damit die Gefahr bestehen, dass es deutlich heller ist als das Führungslicht, bietet sich der Einsatz von Folien durchaus an.
Position
Das Spitzlicht befindet sich hinter dem Objekt und damit meistens genau gegenüber vom Führungslicht. Es kommt dabei am besten von schräg oben in einem Winkel zwischen 15 – 45 Grad um den Lichtkranz um das Objekt optimal zu erzeugen.
Verhältnis von Führungslicht und Spitzlicht
Wie auch beim Fülllicht gibt es über das Verhältnis von Führungslicht und Spitzlicht verschiedene Ansichten und Meinungen. Am wichtigsten ist es aber, dass das Spitzlicht seine Aufgabe optimal erfüllen kann. Dabei wird meistens mit einem Verhältnis von mindestens 2:1 bis 1:1 gearbeitet.
Es kann bei manchen Lichtsituationen auch durchaus begründet sein, dass Spitzlicht heller als das Führungslicht zu machen. Denn da sich das Spitzlicht hinter dem Objekt bzw. der Person befindet, kann es das Führungslicht in keiner Weise ersetzen. Und dieses ist grundlegend wichtig, um die modellierende Schattenbildung überhaupt zu erzeugen. Allerdings sollte das Spitzlicht bei diesen Fällen nicht allzu viel heller sein als das Führungslicht, da sonst ein bestimmter Effekt entsteht, der für eine 3-Punkt-Beleuchtung eher unüblich ist. Mehr dazu weiter unten.
Regeln sind dazu da, um sie zu brechen!
Um die Grundlagen der 3-Punkt-Beleuchtung zu beherrschen benötigt es einiges an praktischer Erfahrung. Auch ich musste dies oft genug selber erfahren und viele Einstellungen immer wieder neu drehen.
Doch wer die Grundlagen der 3-Punkt-Beleuchtung beherrscht und die Regeln kennt, kann anfangen diese Regeln bewusst zu brechen. Dadurch kann man neue Atmosphären erschaffen und hat mehr künstlerische Freiheit bei der Lichtsetzung.
Im Folgenden einmal drei Beispiele, wie man die Regeln bewusst brechen kann.
Die Aufhellung weglassen
Wird die Aufhellung vollständig weggelassen, entstehen sehr starke Kontraste bei der Ausleuchtung des Objektes. Da aber die dreidimensionale Struktur des Objekts hauptsächlich aus Führungslicht und Spitzlicht gebildet wird, ist dieser Fall gar nicht so selten, wie man vielleicht denken könnte.
Ein gutes Beispiel ist Hollywood. Dort wird vor allem im LowKey-Bereich, also ins Szenen wo allgemein wenig Licht vorhanden sein soll, oft die Aufhellung mit einem Verhältnis von nur 16:1 oder sogar gar nicht eingesetzt. Zum Beispiel wenn durch Licht der Charakter eines Bösartigen Protagonisten betont werden soll. Im Film Sin City wird dies oft angewandt.
Das Führungslicht steht hinter dem Objekt
Wenn sich das Führungslicht bei der Ausleuchtung einer Person hinter der Person befindet, wird die Silhouette des Kopfes hervorgehoben. Obwohl es sich damit dann auf der Position des Spitzlichtes befindet, wird dies Upstage-Führungslicht (Upstage-Keylight) genannt.
Der Einsatz eines Upstage-Führungslichtes hat dramatische Auswirkungen auf der Wirkung der Szene und sollte wohl bedacht gewählt werden. Es ist zum Beispiel dann angebracht, wenn jemand düster dargestellt werden soll, da dadurch das Gesicht mehr im Schatten liegt. Doch selbst wenn eine Person im Film mit dem Rücken zur Sonne steht, ist meistens das Gesicht genauso hell, wie das durch die Sonne entstehende Spitzlicht.
Das Spitzlicht als hellstes Licht
Ein sehr starkes Spitzlicht sollte nicht mit dem Upstage-Führungslicht verwechselt werden. Der Unterschied ist folgender: Während bei einem Upstage-Führungslicht meistens auch ein Teil der Gesichtshälfte beleuchtet wird, erzeugt ein sehr starkes Spitzlicht einen starken Lichtkranz um das Objekt.
Im Film wird dies oft eingesetzt um eine Person oder Situation übernatürlich oder besonders erscheinen zu lassen. Im Film A.I. – Künstliche Intelligenz von Spielberg wird der Junge David oft mit einem solchen Licht charakterisiert, da es sich bei ihm um ein künstliches Wesen und nicht um einen echten menschlichen Jungen handelt.
Ein entfernt verwandtes Konzept ist zum Beispiel die Gegenlichtsituation bei einem Sonnenuntergang. Dadurch, dass die Belichtung auf den Hintergrund eingestellt wird, ist von einer Person oft nur die Silhouette erkennbar, die durch einen starken Lichtkranz betont wird. Aber auch dies sollte bewusst eingesetzt werden, um einer Szene eine bestimmte Atmosphäre zu vermitteln.
Zusammenfassung
Allgemein
• Die 3-Punkt Beleuchtung bildet die Grundlage der Lichtsetzung bei Film und Photographie.
• In einer gut ausgeleuchteten Szene erfüllt jedes Licht einen ganz bestimmten Zweck.
• Sie wird oft bei Interviews eingesetzt.
• Wer die grundlegenden Regeln kennt, kann sie bewusst brechen.
Das Führungslicht
• Das Führungslicht ist das Hauptlicht der Ausleuchtung.
• Das Führungslicht steht in einem Winkel von ca. 45 Grad neben der Kamera und kommt von schräg oben.
• Es wird bei Interviews und im Filmbereich auf die kameraabgewandte Seite von Gesichtern gesetzt.
Aufhellung (Fülllicht)
• Die Aufhellung reduziert die Schatten, die durch das Führungslicht entstehen und hellt diese auf.
• Die Aufhellung wird auf der anderen Kameraseite, zwischen 15 – 60 Grad zur Kamera-Objekt-Achse platziert.
• Bei Interviewsituationen ist das optimale Verhältnis von Führungslicht und Aufhellung 2:1.
• Um das Licht weicher zu machen, wird das Licht oft indirekt gesetzt.
Spitzlicht (Kante)
• Die Spitze (Kante) befindet sich gegenüber vom Führungslicht.
• Die Aufgabe ist es, Objekte besser vom Hintergrund abzuheben und mehr Tiefe im Bild zu bekommen.
Fotos: D.N.
Kompliment! Das Video ist sehr gut gemacht und auch der Text zeigt mir (als Anfänger) wirklich alles.
Ebenfalls Kompliment! Sehr gut und verständlich erklärt.
Hallo Daniel, kannst Du mir ein kostengünstiges aber gutes Lichtset für die Videoproduktion empfehlen?
Hallo Jörn,
das mit dem „Kostengünstig“ aber „Gut“ ist immer so eine Sache bei Equipment – Gutes Lichtequipment kostet einfach oft sehr viel Geld. Das ist auch der Grund, warum bei größeren Film- und Videoproduktionen das Lichtequipment oft geliehen wird, da dies einfach günstiger ist.
Welches Lichtset bzw. welche Scheinwerfer Du benötigst, hängt natürlich davon ab, was du damit machen möchtest. Im Internet gibt es neue Lichtsets oft erst ab 1000€ zu kaufen, aber wenn man bedenkt das man durchschnittlich für eine neue ARRI 600W 400€ aufwärts bezahlt, ist das noch günstig. Eine Alternative wäre natürlich z.B. ein kleiner gebrauchter Dedo-Lichtkoffer von Ebay.
Eine weitere Möglichkeit wäre, auf „Low-Budget-Alternativen“ zurückzugreifen. Und damit meine ich nicht Bauscheinwerfer. Auf niewiedershakespeare.de gibt es eine Übersicht über Low-Budget Filmlicht-Möglichkeiten. Auf cinelight.com gibt es einen englischsprachigen Artikel über Low Budget Lighting, sowie ein mögliches Starterset.
Ich hoffe ich konnte helfen!
Beste Grüße, Daniel
Danke für das Video im Artikel. Sehr hilfreich und leicht zu verstehen. Also, es macht Sinn was hier gelehrt wird. VG
Hallo Andreas,
danke! Es freut mich immer zu hören, wenn ich helfen konnte!
LG, Daniel
Super Beitrag, danke für die Infos. Die 3 Punkt Ausleuchtung werden wir ab sofort benutzen.
Genau so geht’s! 😉
Die Ausleuchtung ist wirklich wichtig. Auch bei Werbungen sind diese notwendig. Zum Beispiel möchten wir eine LED Werbung planen für die nächste Messe. Ob Film oder Werbung, die Beleuchtung ist sehr wichtig.
Das Prinzip einer 3-Punkt-Beleuchtung kannte ich so gar nicht. Das ist allerdings ganz spannend, da ich mich neuerdings auch gerne mit Videographie auseinandersetze. Zudem wollte ich nun auch etwas mehr Budget für eine Beleuchtung in die Hand nehmen.