Die Blende ist die verstellbare Öffnung des Objektives und neben der Belichtungszeit das wichtigste Element für die Belichtung von Aufnahmen. Je nachdem wie groß diese Öffnung ist, fällt entweder mehr oder weniger Licht auf den Sensor bzw. Film.

Dabei wird das Wissen um die Blende oft unterschätzt – Mit großen Folgen, denn die Blende hat direkten Einfluss auf Belichtungszeit, Schärfentiefe und Schärfeeindruck. Doch was sollte man alles über die Blende wissen und wie stellt man sie richtig ein?

In diesem Artikel gibt es alle wichtigen Informationen über die Blende, die Blendenzahlen und den Einfluss der Blende auf Belichtungszeit und Schärfe.

Artikel-Inhaltsverzeichnis

• Was ist eine Blende?
• Blendenzahlen und Blendenöffnung
• F-Stop vs. T-Stop
• Die optimale Blende und das Zebra
• Die Blendenautomatik
• Einfluss auf die Schärfe/Schärfentiefe
• Einfluss auf die Belichtungszeit
• Fazit

Was ist eine Blende? (Definition)

Um den Begriff Blende besser zu verstehen, kann die folgende Definition helfen:

Die Blende ist eine mechanische Vorrichtung an Objektiven, mit der eingestellt werden kann, wieviel Licht auf den Bildsensor oder den Film fällt. Mit der Größe dieses „Lochs“ im Objektiv (dem Durchmesser der Blende) regelt man also die Menge des Lichts (Helligkeit), die für die jeweilige Aufnahme benötigt wird.

Die meisten Objektive besitzen als Blende kreisförmig angeordnete Lamellen (Lamellenverschluss), die sich öffnen und schließen lassen (siehe Titelbild). Es gibt allerdings auch anders angeordnete Lamellen, wie z.B. dreieckig angeordnete Lamellenverschlüsse.

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Dabei gilt:

• Je kleiner die Blendenöffnung (je größer die Blendenzahl), desto weniger Licht fällt auf den Sensor.

• Je größer die Blendenöffnung (je kleiner die Blendenzahl), desto mehr Licht fällt auf den Sensor.

Die Blendenzahlen und die Blendenöffnung

Viele fragen sich: Warum ist die Blendenzahl hoch, wenn wenig Licht ankommt und niedrig, wenn viel Licht ankommt? Das hat folgenden Grund:

Die meisten kennen die Blende als Angabe auf dem Objektiv (z.B. f/1.8) oder als Zahlenreihe:

1 – 1.4 – 2 – 2.8 – 4 – 5.6 – 8 – 11 – 16 – 22 – …

Diese Angabe ist keine reine Zahl, sondern ein Verhältnis. So bedeutet Blende 1.8 eigentlich das Verhältnis 1:1.8. Gemeint ist damit das Verhältnis von Brennweite zu Blendendurchmesser. Bei Blendestufe 4 zum Beispiel, passt der Durchmesser des Blendenlochs viermal in die Länge der Brennweite. Bei Blendenstufe 11 dementsprechend 11-mal. Dabei geht man von Objektiven mit fester Brennweite aus.

Die maximale Lichtstärke eines Objektivs entspricht dem Kehrwert der kleinsten Blendenzahl, also der größten Blendenöffnung. Dabei wird dieser Wert oft als Bruch angegeben, z.B. f/1.8.

Bei den Blendenzahlen gibt es volle Blendenstufen und Zwischenstufen. In den meisten Fällen ist die Blende jedoch stufenlos über den Blendenring oder an der Kamera einstellbar.

Dabei gilt:

• Jeder Blendenschritt (z.B. von 2 zu 2.8) verdoppelt oder halbiert das Licht, das auf den Sensor fällt. Das heißt, wenn man von Blende 2.8 auf 4 schaltet, fällt nur noch halb so viel Licht auf den Sensor; das Bild wird dunkler, von Blende 16 auf Blende 11; doppelt so viel Licht.

• Jede Verdopplung/Halbierung der Blendenzahl (z.B. von 2 zu 4) vervierfacht die Lichtmenge, die auf den Film oder Sensor fällt bzw. reduziert sie auf ein Viertel.

Jetzt gibt es natürlich auch Zoomobjektive mit variabler Brennweite. Das Prinzip gilt dennoch: Bei diesen Objektiven wird eine theoretische Brennweite angenommen und daraufhin die Blendenreihe errechnet. Deswegen sind Zoomobjektive auch oft sehr teuer.

Bei günstigen Zoom-Objektiven findet man oft Angaben wie 18 – 50mm / F3.5 – F5.6. Das bedeutet, dass sich die Blende mit der Veränderung der Brennweite ebenfalls verändert. So hat man bei 18mm noch Blende 3.5, beim reinzoomen auf 50mm schließt sich die Blende auf Stufe 5.6. Man verliert beim Zoomen also wertvolles Licht – Das Bild wird dunkler.

Nur sehr teure Zoomobjektive haben eine durchgehende Blende. Ich arbeite zum Beispiel gerne beim Fotografieren mit einem 16 – 50 mm Objektiv mit einer durchgehenden Blende von 2.8. Das heißt, dass sich beim Zoomen die Blendenstufe und damit die Helligkeit nicht verändern. Dies hat viele Vorteile, aber auch seinen Preis.

Die verfügbaren Blendenstufen hängen übrigens vom jeweiligen Objektiv ab. Die kleinste Blendenstufe ist in den meisten Fällen „C – Closed (Geschlossen)“, es fällt also gar kein Licht auf den Sensor.

F-Stop vs. T-Stop

Die Blendenstufe wird in den meisten Fällen in F1.8 oder T1.8 angegeben. Das steht jeweils für F 1:1.8 und T 1:1.8. Doch wo ist der Unterschied zwischen F und T?

F-Stop

Bei Blenden mit F-Stop wird der Blendenwert (also das Verhältnis von Brennweite zu Blendendurchmesser) theoretisch errechnet, sodass es zu Ungenauigkeiten oder Unterschieden zwischen zwei Objektiven mit dem gleichen Blendenwerten kommen kann.

Das heißt, ein Objektiv mit Blende f/1.8 entspricht nicht genau der gleichen Helligkeit wie ein anderes Objektiv mit derselben Blendenzahl.

T-Stop

Bei professionellen Objektiven für Filmkameras wird die Blende oft als T-Stop ( Transmission Stop) angegeben, zum Beispiel T1.8. Dabei sind die Blendenwerte nicht nur errechnet, sondern ausgerechnet, nachgemessen und selbst kleinste Abweichungen individuell korrigiert.

Das heißt, dass ein Objektiv mit Blende T1.8 exakt die gleiche Lichtmenge durchlässt, wie ein anderes Objektiv mit Blende T1.8 – Egal von welchem Hersteller oder welche Brennweite. Dafür äußert sich diese Genauigkeit auch deutlich im Preis.

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Die optimale Blende und das Zebra

„Die Sonne lacht, nimm Blende acht“ – So lautet eine alte Eselbrücke für Fotografen, der aus der Zeit der analogen Fotografie stammt. Heutzutage braucht man keine Eselbrücken mehr, um die richtige Blende herauszufinden; dafür gibt es technische Hilfsmittel. Dabei ist die wohl bekannteste Belichtungshilfe das „Zebra“.

Doch was hat ein Zebra mit einer Kamera zu tun?

Das Zebra ist eine Belichtungshilfe von hochwertigen Kameras, mit der sich Überbelichtungen erkennen lassen und die passende Belichtung gefunden werden kann.

Wenn man die Zebra-Funktion an einer Kamera einschaltet, erscheint auf dem Bildschirm bzw. im Sucher das „Streifenmuster“, welches die Bereiche markiert, die eine bestimmte prozentuale Helligkeit erreicht haben. Dies ist im Normalfall 70% bzw. 75% Helligkeit. Es sind aber auch andere Einstellungen möglich (z.B. 100%). Der Name „Zebra“ stammt übrigens von dem Streifenmuster der Funktion.

Um das Bild richtig zu belichten, sollte nur an den hellsten Stellen im Bild das Zebra zu sehen sein. Bei Personen im Bild gilt die Richtlinie: Ein wenig Zebra auf der Nase und auf der Stirn. Das Muster ist natürlich nur im Sucher bzw. auf dem Bildschirm zu sehen und nicht auf der eigentlichen Aufnahme.

Die meisten DSLR verfügen leider nicht über die Zebra-Funktion, allerdings lässt sich bei manchen Herstellern die Funktion durch eine Software ergänzen, bei DSLRs von Canon z.B. mit „Magic Lantern.“

Die Blendenautomatik

Die Blendenautomatik ist eine automatische Funktion von modernen Kameras, mit der man die Blendeneinstellung der Kamera überlässt und sie sich automatisch an das gegebene Licht anpassen kann. Dabei stellt man die Belichtungszeit manuell ein und die Kamera steuert die Blende in Abhängigkeit von der verfügbaren Lichtmenge. Allerdings sollte man diese automatische Funktion vor allem im professionellen Film-Bereich nicht nutzen!

Dafür gibt es mehrere Gründe:

Zum einen verliert man die Kontrolle über die Belichtung, zum anderen sind die automatischen Wechsel der Blende deutlich auf den Aufnahmen zu sehen. Außerdem verändert sich mit dem ständigen Wechsel der Blende auch die Schärfentiefe (s.u.). Zudem besteht die Gefahr, dass die Blende „pumpt“, d.h. das sich die Blendenautomatik nicht zwischen zwei Blendenstufen entscheiden kann und immer hin und her wechselt.

Der Vorteil: Es gibt einen Knopf, der die Blendenautomatik nur aktiviert, solange man den Knopf festhält. Man visiert also sein Ziel im Bild an, drückt solange den Knopf bis sich die Blende automatisch eingestellt hat und sobald man wieder loslässt, ist die Blende fest eingestellt. Das sollte man aber nur machen, wenn man das Prinzip der Blende verstanden hat und weiß, wann und warum man diese Automatikfunktion einsetzen kann. Schließlich möchte man das Bild nicht immer „richtig“ belichten.

Bei der Fotografie kann der Einsatz der Blendenautomatik sehr sinnvoll sein, doch vor allem beim Film wird oft mit festen Arbeitsblenden gearbeitet, damit sich der „Filmlook“ (Schärfentiefe) nicht verändert. Das bringt uns zum nächsten Punkt.

Einfluss der Blende auf die Schärfentiefe und den Schärfeeindruck

Die verwendete Blende hat direkten Einfluss auf die Schärfentiefe.

Dabei gilt:

• Umso größer die Blendenöffnung (je kleiner die Blendenzahl), desto geringer ist die Schärfentiefe.

• Umso kleiner die Blendenöffnung (je größer die Blendenzahl), desto größer ist die Schärfentiefe.

Wenn man also viel Unschärfe im Bild (Hintergrund) haben will, sollte man mit einer großen Blende (geringe Blendenzahl) arbeiten.

Ein Beispiel: Bei einer Blendenzahl von 2.8 (große Blendenöffnung) ist die Schärfentiefe sehr gering. Bei einer Blendenzahl von 11 ist die Schärfentiefe sehr groß (siehe Bild).

Weitere Informationen zur Schärfentiefe gibt’s im Grundlagen-Artikel: Die Schärfentiefe.

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Den besten Schärfeeindruck haben Objektive übrigens in der Mitte ihrer Blendenstufen. So ist niemals die größte Blendenöffnung (kleineste Blendenzahl) die Schärfste. Meistens sagt man zwischen Blendenstufe 8 und 11 gibt’s den besten Schärfeneindruck. Man muss sich also nicht wundern, wenn man bei Blende 1.8 oder 2.8 nicht den besten Schärfeeindruck hat.

Dennoch ist es immer besser, Objektive mit geringer Blendenstufe zu verwenden, wie z.B. die Festbrennweite 50mm bei Blende 1.2. Dann bekommt man bei Blende 2.8 einen besseren Schärfeeindruck, als wenn man direkt ein Objektiv mit kleinster Blendenstufe von 2.8 nimmt. Dort wird ein ähnlicher Schärfeeindruck wahrscheinlich erst bei Blendenstufe 4 oder 8 kommen.

Außerdem sollte man niemals die letzte Blendenstufe vor „C – Closed“ nehmen, da sonst die Lichtstrahlen an den Lamellen der Blende gebeugt werden und das Bild „matschig“ bzw. „unscharf“ erscheint. Verfügt das Objektiv (oder die Kamera) also über Blendestufe 22, sollte man niemals über Blendenstufe 11 gehen um „matschige“ Bilder zu vermeiden.

Einfluss der Blende auf die Belichtungszeit

Die Blende hat unmittelbaren Einfluss auf die Belichtungszeit, und zwar immer dann, wenn sich die Belichtung bei der Veränderung der Blende nicht verändern soll. Dies gilt vor allem bei der Fotografie.

Dabei gilt:

• Je größer die Blendenzahl (kleine Blendenöffnung), desto länger ist die Belichtungszeit.

• Je kleiner die Blendenzahl (große Blendenöffnung), desto kürzer ist die Belichtungszeit.

Beim Film sollte man die Belichtungszeit nicht verändern, da sich dadurch auch die Bewegungsunschärfe verändert.

Hier gilt:

Die Zahl der Belichtungszeit sollte immer doppelt so groß wie Anzahl der Bilder pro Sekunde sein. Beispiel: 25 Bilder pro Sekunde = 1/50 Sekunde Belichtungszeit.

Fazit

Die Blende ist ein sehr wichtiges Element bei der Belichtung und Gestaltung von Aufnahmen. Durch den verstellbaren Durchmesser der Blende lässt sich die Lichtmenge bestimmen, die auf den Sensor oder den Film fällt.

Zudem hat die Blende unmittelbaren Einfluss auf die Belichtungszeit, die Schärfentiefe und den Schärfeeindruck.

Deshalb ist es sehr wichtig, dass man sich ausführlich mit der Blende auseinandersetzt und die wichtigsten Funktionen versteht. Denn erst dann kann man die Blende bewusst einsetzen, um kreativ zu arbeiten und die Aufnahmen bewusst zu gestalten.

Mehr Informationen zum Thema Blende gibt es bei foto-kurs.com und bei kwerfeldein.de.

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