Viele junge Filmemacher reden oft vom sogenannten Filmlook. Dabei gibt es viele verschiedene Ansichten, was dazu gehört: Geringe Schärfentiefe, Letterbox und ein gutes Color Grading. Doch ist das alles? Was genau verbirgt sich noch hinter dem Filmlook und welche Elemente gehören wirklich dazu?

In diesem Artikel beschäftige ich mich mit dem Filmlook und zeige auf, was alles zu einem echten Filmlook beiträgt.

Was ist eigentlich der Filmlook (Definition)?

Als Filmlook bezeichnet man die Gesamtheit aller Elemente, die Einfluss auf den Gesamteindruck eines Filmes haben. Dies bezieht sich sowohl auf die technischen, als auch auf die gestalterischen Faktoren. Hinzu kommt, dass jeder Film seinen eigenen Look hat und man mit Filmlook nicht einen übergreifenden Look für alle Filme meint.

Der Ursprung des Filmlooks stammt aus der analogen Zeit, indem der Filmlook durch die Verwendung analogen Filmmaterials entstand. Heutzutage versucht man diesen „Look“ künstlich nachzuahmen. Dazu gehört jedoch weit mehr als eine Letterbox und eine geringe Schärfentiefe.

Die Elemente des Filmlooks

Insgesamt haben mehr Faktoren Einfluss auf den Filmlook, als die meisten erwarten würden. Dazu zählen hauptsächlich die folgenden 9 Punkte.

1. Bildausschnitt/Einstellungsgrößen

Ein wichtiger Faktor ist der richtige Bildausschnitt und die Verwendung von korrekt kardierten Einstellungsgrößen. Dies mag zwar zunächst selbstverständlich klingen, doch leider wird oft gerade das von vielen Anfänger falsch gemacht. Eine korrekte Kadrierung jeder einzelnen Einstellung des Films hat enormen Einfluss auf das Gesamtbild und damit auch auf den Filmlook.

2. Bildaufbau/Bildkomposition

Zusätzlich zu einer guten Kadrierung gehört der bewusste Bildaufbau und die durchdachte Komposition in jeder Einstellung, jeder Szene, jeder Sequenz und damit im gesamten Film. Ein wichtiger Faktor der entscheidend zu einem Filmlook beiträgt.

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3. Kamerawinkel/-perspektive

© „TerrorIst“ / D.N.

Der dritte Faktor mit großem Einfluss auf den Filmlook ist die Wahl die Kamerawinkel und Perspektiven, die im gesamten Film ein großen Teil dazu beitragen, wie die Geschichte bildlich erzählt wird. So werden beispielsweise Kranfahrten, Top-Shots oder Establishing-Shots im professionellen Film nur ganz bewusst an bestimmten Stellen verwendet und nicht wie bei Amateurfilmen oft zu häufig und wahllos eingesetzt.

4. Optikwahl + Abbildungsmaßstab

Einer der wohl wichtigsten Faktoren ist die Wahl der Optiken und des Abbildungsmaßstabes. Gerade diese Punkte werden oft versucht nachzustellen. Dabei verwenden immer mehr Amateurfilmer auch bewährte Festbrennweiten, vergessen dabei aber leider häufig, dass diese nur einer von vielen Punkten ist und alleine auch nicht für einen Filmlook ausreicht.

5. Bewegung im Bild / Kamerabewegung

Die Bewegungen sind ebenfalls ein wichtiges Element. Eine Daumenregel besagt: Entweder gibt es Bewegung im Bild oder die Kamera muss sich bewegen. Bewegungen sind also ein unglaublich wichtiger Aspekt. Damit meint man aber nicht, dass sich immer etwas bewegen muss, vielmehr geht es um die Gesamtheit der Bewegungen, sodass ein übergeordneter Stil erkennbar ist, der zum Filmlook beiträgt.

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6. Betonung des Bildinhalts (Aufnahmemedium, Schärfe, Bildrate, Verschlusszeit)

Da viele Elemente wie Schärfe, Bildrate und Verschlusszeit enormen Einfluss auf den Filmlook haben und man theoretisch über jeden dieser Punkte einen eigenen Artikel schreiben könnte, fasse ich sie unter „Betonung des Bildinhalts“ zusammen. Hier zählt vor allem eines: Ein umfassendes technisches Verständnis dieser Elemente. Denn erst wenn man weiß, warum die Bildrate funktioniert, wie sie funktioniert, begreift man den Einfluss auf den Filmlook. Es reicht nicht, die Kamera auf 24fps einzustellen.

7. Subjektive/Objekte Kamera

Die subjektive oder objektive Kamera bezeichnet ein übergeordnetes Konzept, wie die Kamera in bestimmen Szenen oder Einstellungen eingesetzt wird. Dieses Konzept wird meistens szenenübergreifend auf den gesamten Film angewandt und ist damit ein wichtiges Element eines jeden Filmlooks.

8. 180-Grad-Regel/Handlungsachse

Wesentlich für den Filmlook ist der bewusste Umgang mit der Handlungsachse oder auch 180-Grad-Regel. Das bedeutet nicht, dass man diese immer genaustens einhalten muss, ganz im Gegenteil: Ein bewusster Umgang meint, dass man sich mit der Handlungsachse genau auskennt und diese auch bewusst brechen kann. Doch es gilt: Erst wer die Regeln kennt und umsetzen kann, kann sie auch brechen.

9. Licht und Farbgestaltung (Filter, Optiken, Grading)

Weitere große Faktoren mit Einfluss auf den Filmlook sind die Licht- und Farbgestaltung. Diese sollten zu einem erkennbaren visuellen Stil des Gesamteindrucks des Films beitragen. Dazu gehört auch die Kenntnis über diverse Filter, Optiken und des abschließenden Gradings.

Weitere wichtige Elemente des Filmlooks

© „TerrorIst“ / D.N.

Zusätzlich zu den oben aufgeführten Elementen, gibt es noch weitere Faktoren, die zwar indirekt wirken aber dennoch großen Einfluss auf den Filmlook haben. Dazu gehören die Motivwahl, das Szenenbild und das Masken-/Kostümbild.

Dies mag zwar auf den ersten Blick nicht direkt mit dem Filmlook zu tun haben, doch der erste Eindruck täuscht. Gerade die oben erwähnten Aspekte haben unglaublichen Einfluss auf das Gesamtbild eines jeden Films.

Vor allem das Masken- und Kostümbild sind meistens in jeder einzelnen Einstellung präsent, genauso wie die Kadrierung, die Optikwahl oder die Lichtgestaltung. Damit tragen diese Faktoren also genauso zu einem Filmlook bei, wie alle anderen Aspekte auch.

Warum viele Anfänger vieles falsch machen

In vielen Internetforen und Videotutorials geben Leute Tipps, wie man einen Filmlook nachahmt. Dabei ist diese Herangehensweise grundsätzlich ineffektiv und ineffizient.

Denn was macht eigentlich einen Film aus? Eine Letterbox oder die Geschichte? Nur weil ein DSLR-Video auf den ersten Blick durch den Look wie ein Film erscheint, heißt es noch lange nicht, dass es ein Film ist. In den meisten Fällen ist es nur ein Video mit einer Letterbox ohne große Dramaturgie, Dialoge und spannende Wendepunkte.

Anstatt zu versuchen, ein Video wie ein Film aussehen zu lassen, sollte man sich eher mit der Frage beschäftigen, wie man einen Film macht und nicht ein Video so aussehen lässt. Erst dann hat man echte Chancen einen echten Film mit einem echten Filmlook zu erschaffen.

Fazit

Als Filmlook bezeichnet man die Gesamtheit aller Elemente, die Einfluss auf das Aussehen eines Films haben. Das bedeutet also bei weitem mehr als eine geringe Schärfentiefe und eine Letterbox, damit ein Video wie ein Film erscheint.

Die einzig wahre Möglichkeit einen echten Filmlook zu erreichen, ist einen echen Film zu drehen und nicht ein Video zu machen und einen Filmlook künstlich nachzustellen.

Wer also einen individuellen und besonderen Filmlook für einen Film erschaffen möchte, sollte alle Elemente kennen, die darauf Einfluss haben und sie bewusst einsetzten. Dann klappt es auch mit einem echten Filmlook.

Mehr Informationen zum Filmlook findet man im Online-Lexikon www.bet.de.


Fotos: Screenshots aus dem Kurzfilm „TerrorIst“ by D.N. / Textquelle: Maximilian Lips

2 Kommentare

  1. Basti

    Ich finde du hast eine tolle Auffassungsgabe im Umgang mit Filmstilen. Schon häufiger habe ich mich durch FIlmblogs gelesen, die sich immer mal ganz gut angehört haben, wobei man aber sehr schnell bemerkt, dass kein wirkliches FIlmwissen dahinter sitzt.
    Das ganze finde ich in deinem Blog eben nicht so 🙂
    Ich selbst breche auch sehr gerne mal mit den „typischen“ filmischen Stilen wie der Handlungsachse. Letztendlich kann man auch abstraktes so gewinnbringend einsetzen.
    Liebe Grüße

    Antworten

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